Politik, so sagt man, sei ein schmutziges Geschäft. Wo es sich über die quantitativen Qualitäten des metaphorischen Schmutzes jederzeit ziellos streiten ließe, so ist diese Binsenweisheit dennoch in einer Aussage definitiv: Politik ist ein Geschäft. Und Geschäfte, vor allem in unserer Zeit, haben es so an sich, dass sie ihre proklamierten Werte den individuellen Zielen unterordnen. Lieber ehrlos gewinnen als ehrlich verlieren. Willkommen im 21. Jahrhundert!

 

Aus Sicht der Union wird die Sache da schnell haarig, denn sie sieht sich plötzlich mit einem Wahljahr konfrontiert, in der die generell unpopuläre Regierungspolitik auf dem Papier zur Quasi-Abstimmung steht. Wie also lässt sich die politische Agenda so kaschieren, dass der Wahlerfolg trotzdem realistisch bleibt? Nicht einfach. Die halbe Miete wird sicherlich von der buchstäblichen Alternativlosigkeit der Wahlmöglichkeiten auf den Wahlzetteln erbracht, für den Rest bedarf es wie immer nur guter PR.

 

Die sieht primär so aus, dass man zunächst die Zahlen für sich sprechen lässt. Mit 98 Prozent der Stimmen wird die Frau Vorsitzende wiedergewählt. Wow, das ist gut! Der Wahlauftakt zum Wahljahr war ein voller Erfolg! Die Bürde einer Bewertung dieses Ergebnisses überlassen wir an dieser Stelle den Historikern der Zukunft. Ebenso die Frage, ab wann sich eine so genannte Wahl in einer so genannten Demokratie selbst bloßstellt. Aber so ist das eben in alternativlosen Zeiten.

 

Auch die verlesenen Worte unterstreichen die zahlenmäßige Einheit in jedem Satz. Ja, in jedem. Zumindest dann, wenn man die CDU-Website live verfolgt hat, was aber vermutlich ohnehin nur die eisernen Fans und Verehrer getan haben. Dort wurden nämlich die unliebsamen Aussagen gar nicht erst weitergegeben. Man entscheidet in der Legislative eben nicht nur über die so genannte Verfassung, man lebt sie auch. Speziell den letzten Satz von Art. 5 Abs (1) GG.

 

In Zeiten des Internets ist eben jeder Partizipant auch Medienschaffender. Die Union ließ die Chance also nicht aus, ihr Medienverständnis zur peinlichen Schau zu stellen. Medien sind dazu da, den Leuten zu sagen, was sie hören sollen. Thema auch heute: Einheit. Denn Einheit schafft Stärke. Entschlossenheit. Siegeswillen. Wir haben die EM nur wieder nicht gewonnen, weil die Mannschaft nicht als Einheit aufgetreten ist. Wenigstens das haben die Delegierten einheitlich geschnallt.

 

Schade eigentlich, dass die Marke Einheitspartei schon vergriffen ist…  

 

 

===== N E W S =====

 

LIVETICKER AUF CDU-WEBSITE ZENSIERT EIGENEN PARTEITAG

Bloß keine Kritik an der allgemeinen Linie. Und falls doch, dann schneiden wir das eben! 

DWN

 

IWF SPRICHT SICH ÜBERRASCHEND FÜR KAPITALKONTROLLEN AUS

Freier Kapitalverkehr ist wohl doch kein Allheilmittel? Bahnbrechende Erkenntnis… 

Wirtschaftsfacts.de

 

GERÜCHTE UM MÖGLICHES MOODY’S DOWNGRADE FÜR DEUTSCHLAND

Luxemburg und die Niederlande könnten mit im Boot sitzen. Dann wird’s aber eng da…

DWN

 

DIE NATO BESCHLIESST STATIONIERUNG VON PATRIOT-RAKETEN VOR SYRIEN

Alles zur „Sicherung der Grenzen“, versteht sich. Weil da ja so viel drüber fliegt…

FOCUS

 

IRAN HAT NACH EIGENEN ANGABEN AMERIKANISCHE DROHNE GEFANGEN

Die Amerikaner haben nach eigenen Angaben keine Drohne an den Iran verloren…

Reuters

 

 

===== H I N T E R G R U N D =====

 

IN ZEHN JAHREN 3,4 MILLIONEN DEUTSCHE PFLEGEBEDÜRFTIG?

Bevölkerungsanteilsmäßig nicht schlecht. Einmal Berlin ans Krankenbett. Herausforderung!

WELT

 

EIN MANIFEST DER JUNGEN MENSCHEN AN DIE POLITIK VON HEUTE

10-Punkte-Plan für eine bessere Gesellschaft der Zukunft. Immerhin ward es versucht…

ZEIT

                                                                                                            

AUSFÜHRLICHE GEDANKEN ÜBER DIE FRAGE NACH DEM GELD

Durch alle Formen und Zeiten eine außerordentliche Fülle. Für Liebhaber bestens empfohlen!

der Freitag


DER SPIEGEL BENNENT DIE PROFITEUERE DER AKTUELLEN RETTUNGSRUNDE

Na also bitte: Großbanken, Hedgefonds, logisch, und russisches Oligarchengeld auf Zypern…

SPIEGEL

 

ZU GUTER LETZT — RON PAUL’S ABSCHIEDSREDE AN DEN US-KONGRESS

[LZ] Hoffentlich für die Geschichtsbücher. Ein großer Mann, leider nur keine 98 Prozent…

YouTube

Transkript Deutsch (Verlag JM)

 

 

Hinweis: Die verlinkten Beiträge stellen nicht immer die Meinung der Cashkurs-Redaktion dar, dienen aber in jedem Falle der eigenen Urteilsbildung.

 

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